Nicht die Lunge betonieren!

Nicht die Lunge betonieren!

Petitions-Flugblatt für Graz mit eingebautem Quorum-Turbo

Im Grazer Univiertel wollen Bauinvestoren – unterstützt von einem wohlgesinnten Gemeinderat – einen fast 200 Jahre alten, riesigen parkähnlichen Innenhof zubauen. Die Anwohner finden das gar nicht gut. Inzwischen ist der Gemeinderat auch abgewählt; es gibt also gute Gründe umzusteuern. Aber die Baugenehmigung ist schon erteilt, und die Zeit für einen Einspruch läuft ab. Also hat sich eine Bürgerinitiative gegründet und beschlossen, eine Petition zu starten, die den neuen Gemeinderat veranlassen soll, das Thema wieder aufzurollen – Start klassisch mit Flyer im Briefkasten, dann online via openPetition.

Doch wie die Menschen so aufrütteln, dass in sehr kurzer Zeit das nötige Quorum erreicht wird? Ein Fall für Auswärtige, befand die Bürgerinitiative (warum auch immer). Einer der Initiatoren kannte die Agentur Graphixer im sächsischen Kamenz, und die wiederum kannte den Texter Michael Schmidt. Und der? Erinnerte sich der sehr berühmten Anzeige eines ebenso berühmten Werbers namens Howard Luck Gossage, mit deren Hilfe vor etwa 60 Jahren eine Bürgerinitiative das Fluten des Grand Canyons verhindert hatte. Headline diesmal:

„Wie finden Sie es, wenn irgendwer Fremdkörper in Ihre Lunge implantiert und damit Geld verdient?“

Dann wird das Drama, eingebettet in eine drastische grafische Umsetzung, in aller Ausführlichkeit geschildert: eine Super-Longcopy – auch das wie bei Gossage. Ergebnis: Das Quorum war binnen weniger Tage überschritten. Wie bitte? Die Aufmerksamkeitsspanne der Leute ist so geschrumpft, dass sie keine langen Texte mehr erfassen? Nein, sie lesen nach wie vor alles, was sie interessiert! Und zwar bis zum bitteren Ende (Zeichnungsangaben für die Petition). Danke Howard!